Schon über eine Woche zeigen die Modelle gute Bedingungen für eine Fahrt über die Alpen nach Italien. Weil das Fenster je länger je früher am Morgen sein wird und eine herannahen Warmfront aus Westen bereits hohe Wolkenfelder Richtung Alpen schickt, entschliesse ich mich für einen frühen Start in der Ostschweiz. Wir treffen uns um 7:00 Uhr am Morgen in Gossau. Bald sind alle Passagiere gebrieft und Ready für das Abenteuer.
Wir starten um 7:50 Uhr nahe der Autobahnauffahrt Gossau- West. Wir steigen gemächlich und erreichen wie geplant bei 2000 m einen Westwind mit rund 30 km/h; mit diesem Wind fahren wir anfänglich ein bisschen Richtung Osten. Erst später über St. Gallen steigen wir weiter bis auf 3700 m, wo wir schliesslich mehr und mehr Richtung Südosten eindrehen. Das Wetter ist fantastisch, ein schmales aber doch recht kompaktes Zirren-Feld zieht noch vorbei; doch schon bald geniessen wir wieder uneingeschränkten Sonnenschein. Rest Wolken hat es heute Morgen praktisch keine. Dafür liegen einige Nebelfelder im Bereich Bodensee und Thurtal. Auch das Rheintal hat recht verbreitet Bodennebel.
Für eine Ballonfahrt über die Landesgrenze ist ein Flugplan erforderlich. Diesen haben wir bei der Flug-Informationsstelle in Zürich Kloten geöffnet. Der Fluglotse koordiniert auch unseren Flug, der schon bald nördlich von Feldkirch das erste Mal über die Landesgrenze nach Österreich geht.
Es ist einfach traumhaft!a Am Tag davor sind an den Voralpen oberhalb von rund 1000 m bis zu 60 cm Neuschnee gefallen die Alpen präsentieren sich also heute in einem wundervollen Winterkleid. Unterhalb der 1000 m sieht man noch richtig markannt die Herbstfärbung. Die Blätter der Buche sind nun fantastisch gefärbt. Diese Kombination ergibt ein einmaliges Farbenspiel.
Unsere Fahrt führt nun Richtung Klosters. Ich steige weiter etwas auf und schon bald erreichen wir 100 KMH. Die Temperatur ist heute sehr angenehm. Von 3000 m bis fast auf 4500 m zeigt die Temperatur heute immer rund -9°.
Wir fragen uns ob der Flüelapass bereits Wintersperre hat? Schliesslich fahren wir Zielgenau auf der Ostseite über die Ortschaft Susch im Unterengadin. Wir bleiben lange Zeit auf FL ( Flight Level) 140. Das sind etwa 4200 m. Erst über der Ortschaft Livigno steige ich weiter auf FL 150. Unsere Spitzengeschwindigkeit heute beträgt 115 KMH. Bald verabschiedet uns die nette Flug-Verkehrsleiterin aus Kloten und gibt uns weiter nach Italien. Die Zuständigkeit liegt nun bei Padova.
Wir fahren nun knapp östlich am Berninamassiv vorbei. Das ist gut so!Würden wir nämlich direkt drauf zu fahren müssten wir natürlich noch höher steigen und wären dann noch schneller unterwegs. Schliesslich soll unsere Fahrt ja auch mindestens dreieinhalb Stunden lang dauern.😅
Und schliesslich überqueren wir den wundervollen und wirklich einzigartigen Ghiacciaio dell‘Adamello (riesiger Gletscher in Italien). Das ist selbst für mich jedes Mal ein Höhepunkt, wenn die Fahrt über diesen Punkt führt. Lange bleibt aber keine Zeit um die Sicht auf dem Gletscher zu bewundern, denn wir fahren immer noch mit über 100 KMH Richtung Verona. Bald überqueren wir den Gardasee der noch immer etwas Nordföhn hat und sogar Schaumkronen zeigt.
Schliesslich sind wir in Kontakt mit Padova und später noch mit Milano, bis wir schliesslich in der Poebene unsere Fahrt beenden. Wir landen sanft nach 3 Stunden 50 Minuten Fahrt und haben dabei weit über 300 km zurückgelegt. Unsere Nachfahrer Sonja und Köbi sind auch bald zur Stelle! Wir verpacken den Ballon und verstauen alles im Fahrzeug und dem Anhänger. Schliesslich fahren wir noch 2 Stunden zu meinem Lieblingshotel nördlich von Mailand und geniessen einen geselligen Abend mit feinen Köstlichkeiten aus Italien, natürlich wie immer am runden Tisch mit der Bedienung Elvira😅.
Die Rückreise nehmen wir natürlich am nächsten Tag unter die Räder.
Herzlichen Dank
Wer hätte gedacht, dass wir nur einen Tag nach einem ordentlichen Sturm eine so ruhige und herrliche Alpenüberquerung würden erleben dürfen?! Stefan ist ein wahrer Meister der Meteorologie - da könnten wohl selbst die Leute von SRF Meteo noch etwas von ihm lernen. ;-)
Der Flug war etwas vom Schönsten, dass ich bisher erleben durfte. In den tieferen Lagen konnten wir die goldenen Herbstfarben geniessen, während wir später die frisch beschneiten Berge bestaunten. Dabei informierte uns Stefan regelmässig, welche Berge, Täler oder Gletscher wir gerade vor uns sahen. Dank Sauerstoff an Board konnten wir den Flug geniessen ohne mit Höhenluft-Problemen oder anderweitigen Wehwehchen zu Kämpfen zu haben.
Während der ganzen zweitätigen Reise konnten wir viel lachen. Stefan und sein Team sind eine sehr symphytische und aufgestellte Truppe. Wir haben uns rundum wohl, gut aufgehoben und sicher gefühlt.
Lieber Stefan und Crew: Herzlichen Dank für diese tolle Alpenüberquerung. Ihr habt sämtliche Erwartungen um Längen übertroffen!